Rolf Werner und Usedom

Foto: Günther Reinhold, Bansin
Rolf Werner wurde am 11. September 1916 in Leipzig geboren. Bereits in früher Jugend war er ein begeisteter Zeichner. Von 1932 bis 1935 absolvierte er in Leipzig eine Ausbildung zum Retuscheur. 1937 bis 1939 studierte Rolf Werner an der Akademie der graphischen Künste und Buchkunst Leipzig. 1939 bis 1947 war Rolf Werner zum Militärdienst eingezogen. Aus der Kriegsgefangenschaft 1947 zurückgekehrt konnte er in seiner Heimatstadt als freischaffender Künstler arbeiten.
Werner fand und heiratete seine Liebe auf der Insel Usedom. 1953 zog er zu ihr nach Bansin. Im Atelier- und Wohnhaus an der Ostseeküste brachte er seine feinsinnge, poetische Kunst zur Reife. Anders als Usedomer Malerkollegen wählte Rolf Werner die Insellandschaft nicht vorrangig als Bildmotiv. Neben einigen Strand- und Hafenansichten hielt ihn die Leipziger Stadtlandschaft, in der er seine Kindheit und Jugend verbrachte, gefangen. Aus der Erinnerung bannte der Maler die nostalgische Atmosphäre der Vorstadtstraßen und Parklandschaften auf den Malgrund. Im bevorzugten Dämmerlicht entstanden Szenen im tiefen, ruhigen Farbklang. Im kleinen Format gelang Rolf Werner Verdichtung der Bildkomposition und des Farbauftrages meisterhaft.
Rolf Werner starb am 6. Oktober 1989 in Bansin.
Seine Bilder bleiben als poetische Variante des Realistischen.
„Wichtig ist, er hat das bewahrt, was zur ungekünstelten und selbständigen Verfassung seiner Bilder notwendig ist: Phantasie, Kompositionsgefühl, die Freude am szenischen Ereignis und den wirkungsvollen, aber nicht aufdringlichen Gebrauch der technischen Mittel.
In der Vereinzelung der Dinge, in der magnetischen Kraft, mit der die Gestalten dieser Vorgänge an die Erde geheftet werden, liegt der Anfang einer poetischen Dimension.
Aus der Einfachheit der Ereignisse messen wir die Tiefe ihrer Wirkung. Sie mag herüberkommen aus der Nachlasswelt des Kindes, aus der Dichtung. Sie kann sein satirische Verfremdung der Gegenwart und Bejahung des Seins. Wir gebrauchen diese Bilder zur Ausstattung unserer Empfindungen. Programmiert vom Rhythmus des Alltags, eingeschlossen in das vervollkommnete Design unserer Umwelt, suchen wir die Erinnerung an das Karussell, an Pferde, Gaslaternen, an rote Monde und vom Schnee bedeckte Postamente.
Es ist die Erinerung an Jedermanns Jugend, an Spiele und Erlebnisse der Vergangenheit. Dabei sucht Rolf Werner seine Bilder durchaus nicht in der Ästhetik des Idylls. Immer da, wo er aus der Vorstellung die überzeugendste Form heraus malt, findet er bemerkenswerten und ernsten Ausdruck. Köstliche Genrestücke, Interieurs und Landschaftserinnerungen reihen sich aneinander. Die Tafeln des Künstlers zeigen über einen Zeitraum von Jahrzehnten hinweg eine einheitliche Ausdrucksweise. [..]
Die intuitive Sicherheit seiner vereinfachten und klaren Kompositionen, die Kontinuität von Farbe und Raum in seinen besten Werken lassen die nach bildnerischer Ordnung und realer Kundgabe suchende Individualität erkennen. Er benötigt keine allegorischen Brücken. Das Fürsich-Leben der Dinge, ihre unkomplizierte Befestigung im Ereignisreichtum der Handlung genügen, um uns anzusprechen."
Werner, Klaus, Rolf Werner, Malerei und Zeichnung, 1990
